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7 Als Vierzehnjährige vertraute ich mich meinem abschließbaren Tagebuch an. Mutter muss trotzdem darin gelesen haben. Ich fand drei Zettel mit ihrer Handschrift. Diese Zeilen sollte ich mit einbringen. Ich wusste nicht mehr, was war, hatte das Geschehen verdrängt. Sie hob das Buch auf, und wer weiß, wem sie daraus vorlas. Mutter war böse, weil ich den Text nicht umgeschrieben hatte. Meinem Verlobten drohte sie mit dieser Geschichte und meinem Jetzigen. In meiner Lehre betrat ich ungern das Büro des ökonomischen Leiters. Er rief mich über den Sprechfunk und ich musste antanzen. Stets hatte er was zu rechnen, Statistik, Sonderaufträge. Während ich neben ihm am Schreibtisch stand, kam er mir komisch nah, streichelte mein Knie und wanderte mit der Hand nach oben. Seine Frau war bei uns in der Buchhaltung. Konnte ich ihr noch in die Augen sehen oder sollte ich ihr von diesem Benehmen erzählen? Nichts dergleichen. Ich bemerkte, dass sogar der Betriebsdirektor mir gegenüber merkwürdiges losließ, doch nur wenn wir allein im Zimmer waren. Selbst der Kerl aus dem Lager hätte mich gern in eine Ecke gedrückt und geküsst. Sogar der Fuhrparkleiter lud mich zu einer Spritztour in seinem LADA ein. Die Männer schienen verrückt nach mir und leider unglücklich verheiratet, wie sie mir vorjammerten. Im Radio hörte ich Nana Mouskouri singen: Dein zweiter Frühling ist blond. Ich verstand ihre Botschaft, sah klarer: Danke, Nana. 8. Weiber Rache ist süß, aber vollzogen bitter. Sprichwort Bella erzählte mir, wie sie mit solch peinlichen Angelegenheiten umgegangen ist bzw. sie und ihre Kolleginnen. Sie brauchten weder, Richter, noch Medien, die alles breit redeten. Ihr Kollege Gigolo verfolgte sie und ihre Mitarbeiterinnen ständig, stellte sich ihnen in den Weg, lenkte sie gesprächig ab, um sie nebenbei zu begrabschen und am Po zutätscheln. Diese Belästigungen mussten aufhören. Alle waren sich einig, luden jede einzeln den Schönling zu einem Kaffeenachmittag ein. Diesen privaten Termin nahm er dankend an. Kaum war er im Raum erschienen, begrüßten ihn die Damen strahlend. Rita schloss die Tür ab. Monika nahm dem Gast das Jackett ab. Sie hackte sich bei ihm unter und führte ihn an der Hand zum Schreibtisch, bot ihm an, sich entspannt darauf zu legen. Gerda half ein wenig nach, legte ihm ein Kissen unter den Kopf und kraulte zärtlich seinen Bart. Petra zog an seinen Schnürsenkeln, half ihm aus den Schuhen und wollte jetzt testen, was er so draufhätte: Wir haben schon viel von Dir gehört. Die Frauen feixten, höhnten und verschönten: Du sollst ein toller Hecht sein, das wollen wir nun mal näher wissen! Er schien sich zu wundern, doch kam ins Schwitzen. Sie umringten ihn freudig, beobachteten ihn auf dem Tisch, wo er ihnen hilflos ausgeliefert war. Rosi zog ihm den Gürtel galant aus der Hose, dass er Weiteres befürchtete. Sie nahm seine beiden Hosenträger zwischen Daumen und Zeigefinger, zog sie zehn Zentimeter von seinem Körper ab und ließ sie zurückschnippen, dass es ihm schmerzte. Angela lüftete ihm die Krawatte und krempelte seine Hemdsärmel bis zum Ellenbogen hoch. Gabi knöpfte sein




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8 Oberhemd lustvoll auf, langsam einen Knopf nach dem anderen, dass ihm die Luft wegblieb. Regina wuschelte ihm kurz über seinen Haarschopf, während Ramona und Ines ihm seine Strümpfe von den Füßen rollten. Sie lobten gemeinsam: Was für ein Glück, dass wir so einen feinen Mann in unserem Büro haben! Er schwieg, konnte sich nicht wehren gegen zwei Hände voll Frauen, die sich einig waren. Jede Einzelne hatte er heimlich aufgelauert und sexuell genötigt. Nun war er dran und starr vor Angst. Seitdem hat er keine von den Frauen je wieder in beängstigender Art belästigt, kaum angeschaut. Er war stets kurz angebunden, als sei er auf der Flucht. Es gab nur noch korrekte dienstliche Absprachen. 9. Meine wilden Jahre Nur die Sache ist verloren, die man aufgibt. Gotthold Ephraim Lessing Im Frühjahr 1974 erschien der Kerl zu Fuß vor unserem Haus. Vermutlich getrampt! mutmaßte sich Mutter. Wie ein Blumenkind mit schulterlangem Haar und Spitzbart! bemerkte ich. Mit einem Hebammen-Koffer in der Hand und einem Fischgräten-mantel näherte sich meiner Schwester ihr Schwarm, dem Eingang. Den hatte sie sich während der Kur geangelt. Ich erfuhr, wohin die Liebe meine Schwester trieb, und wie sie sich dadurch veränderte. Von nun an gab es Ärger. Wir kochten nicht richtig Kaffee. Zuerst türkisch, später setzte Mutter einen Filter mit Tüte auf die Kanne und goss das Wasser hindurch. Das war für den sparsamen Anhalter kein Kaffeekochen. Er gab Ratschläge, hörte sich selbst Anweisungen geben, hatte gelernt, wollte uns bestimmen. Ich sollte die Kellerfenster einsetzen unter seiner Anleitung. Dreißig Liter Farbe besorgte er, damit das Haus gestrichen werden kann. Ich hätte seiner Meinung nach zu lange nichts gemacht am Haus und Hof, um deren Wert zu erhalten. Während meiner dreijährigen Armeezeit blieb vieles liegen und in dieser Zeit verleitete der Bursche meiner Schwester mich - Briefmarken, Briefe mit falschen Absendern an Briefmarken-aktionäre in der BRD und in Österreich, sowie der Schweiz zu senden. Ich steckte sie für ihn an der Grenze in einen bundesdeutschen Kasten, schaute zuvor nach allen Seiten, dass mich niemand beobachtete. In meiner Dienstzeit an der innerdeutschen Grenze riefen mich eines Tages die Offiziere der Stasi zum Verhör. Mein Schwager saß in Bautzen. Sie haben Westbesuch und ihre Mutter Pakete aus der BRD erhalten. Also doch, die Stasi hatte mich an der Grenze und meine Eltern zu Hause überwacht. Meinem Vater war der Kerl auch unsympathisch. Er sah seine Tochter nicht gern in fremden Händen. Bei jedem Besuch gab es Streit. Vater wollte seine Sippe nicht mehr sehen. Egal was die Ursache des Streite war, mal das Essen, das Geschrei der Kinder, die gewählten Politiker, die nichts von dem brachten, was von ihnen verlangt wurde bis zum erwartenden Erbe: Noch ein Wort und ich werfe den Motor an! drohte mein Schwager mit der Heimfahrt in seinem himmelblauen Trabant. Die Uhren von meinen Großeltern luchste er meinem Vater ab, Regina hätte gern die Brosche von meiner Oma mitgenommen. Mutter verteidigte: Nichts gibt s, noch bin ich da!


16 Doch auf dem Gang bekam ich einen Tipp von meiner neuen Vermittlerin. Eine Küchenhilfe werde gesucht in einer Gaststätte. Ich hatte an einem der Fenster schon ein Schild gesehen: Kellnerin gesucht! Für Mindestlohn sollte ich aushelfen, am Wochenende und an Feiertagen, rund um die Uhr. Außerdem Geschirr Spülen, die Töpfe schrubben, Pommes und Schnitzel zubereiten, nebenbei die Gäste bewirten, gar unterhalten. Es roch nach kaltem Fett zum Ruhetag am Montag. Ich überraschte den Wirt, was ihm nicht gefiel. Mir auch nicht, ich hätte Morgen anfangen wollen. Er muss sich aber erst achtzig Bewerbungen ansehen und die Richtige auswählen. Meine Telefonnummer schlummert bei ihm. 13. Paradies aus Stein Unsere Heimat, das sind nicht nur die Städte und Dörfer. Herbert Keller Meine Nachbarn schienen mir nicht gut gesonnen. Als mein Schwager an dem Zaun schräg gegenüberstand, vermutlich schlecht über mich redete, weil seine Frau nicht genug erben konnte, wehte mir der Wind des Nachbars Worte zu: Ja, ich bin froh, wenn der weg ist! Beim Grasmähen mit meinem Traktor ohne Fangkorb hörte ich Geläster. Die Teile waren bestellt, dauerten halt. Weiter schnappte ich auf: Muppet-Show live! Beim Verbrennen von Reisig und Gestrüpp auf dem hinteren Gelände von Thomas Rinneberg für ihn entgegnete mir schimpfen: Dreckvolk! Hinter mir vernahm ich Haralds Stimme: Wer redet denn noch mit Engelhardt? in dem Moment, als Horst mit mir sprach. Er bat mich ihm einige Hölzer zu spalten für sein Hobby, das Anfertigen von Vogelhäusern. Derartige Provokationen reichten nicht, mich ins Box-Horn zu jagen. Ich sollte alles verkaufen und Auswandern. Diesen Gefallen tue ich ihnen nicht, darauf können sie warten. Eines Abends fuhr ich die Straße rauf, schalte das Licht aus, sah drei, vier Gestalten vor meinem Grundstück lauern. Mit den Fingern deuteten sie in den Vorgarten, zeigten oder malten sich aus: Hier könnte und da! Als sie mich sahen, löste sich die Ansammlung auf, war das Treffen beendet. Jeder verschwand in seine Richtung nach Hause. Sie steckten sichtlich ab, wo sie was errichten wollten. Diesen Plan durchkreuzte ich. Beim Rasen mähen, muss ich vorsichtig sein, immer liegen an anderen Stellen Steine, die vom Himmel gefallen sein müssen. Entweder wurden sie nach einer meiner Katzen geworfen oder man hat auf die Solarlampen gezielt. Gut, dass die Werfer so schlecht zielen konnten. Was mich nicht umhaute, stärkte mich. Ich nahm mir ein Beispiel an einer Nachbarin. Sie ist noch geschäftstüchtig und zäh mit Achtundachtzig. Jeden Mittag, pünktlich um Uhr und gegen Abend fährt sie in die Bäckerei, zählt die Brötchen und prüft die


23 geerbten Elternhaus, eine Heizungsanlage einzurichten bzw. die Ofenheizung umzustellen. Bis dahin betrieben wir noch sieben Öfen an mehreren Heizstellen. Das Haus wurde 1921 von meinen Großeltern erbaut. Mein Vater war 1982 bereits 60, und ich werde in diesem Jahr 61. Mich schrecken noch die damaligen Strapazen der Einbauten der Heizungsanlage, einer Schwerkraftheizung = ohne Pumpe und Stromverbrauch. Für meine Eltern eine Riesenanstrengung, da die Umrüstung in der damaligen Zeit sechs Monate dauerte und nicht einfach war. Meine Mutter kränkelte, konnte kaum mit zufassen. Ich bewegte die schweren Heizkörper zu ihren Standorten, hievte sie einzeln Stufe für Stufe die Treppe rauf, schweißte noch Füße darunter für einen sicheren Halt, da das Haus aus Lehmwänden besteht. Da in dem Haus bereits der Schwamm war und stete Feuchtigkeit herrschte, war diese Heizung notwendig. Sie sollte jedoch für mein Leben ausreichen und nicht nochmal erneuert werden müssen! Ich habe keine Kinder oder Geschwister, die mir bei den anfallenden Maßnahmen helfen könnten. Ich habe in der Vergangenheit mein geerbtes Elternhaus in mehreren Etappen der gesetzlich vorgeschriebenen Wärmedämmung angepasst und trockengelegt, brachte viel in Eigenleistung auf, um Energie zu sparen, weniger Heizen zu müssen und die Umwelt zu schonen. Die von meiner Mutter beantragten finanziellen Mittel wurden 1994 aus Geldmangel vom Landratsamt abgelehnt. Einer Umrüstung der gesamten Heizungsanlage kann ich aus gesund-heitlichen und nervlichen Gründen nicht mehr standhalten und außerdem aus finanziellen Gründen nicht in Betracht ziehen. Ich weiß nicht, wie lange ich noch in diesem Haus wohnen kann, beabsichtige, wenn ich die anfallenden Reparaturen der Werterhaltung nicht mehr selbst ausführen kann - vielleicht ins Betreute Wohnen oder in ein Pflegeheim zu ziehen, wenn es mir meine Rente erlaubt. Ein Kostenvoranschlag für eine neue Heizung beläuft sich ungefähr auf ,- Euro, da aber nichts kaputt ist, sehe ich diese Erneuerung nicht ein! Auch den dazu entstehenden Stromaufwand für eine Pumpe, die ständig laufen müsste, ist für mich wesentlich unwirtschaftlich, denn von Mitte Mai bis Mitte September ist kein Heizen nötig, doch die Pumpe schwer abzustellen. Meine Heizungsanlage besteht noch aus alten Gussradiatoren, neue Plattenheizkörper sind wesentlich störanfälliger, gehen leicht kaputt und rosten zu schnell durch. Der Schornstein befindet sich in der Mitte des Hauses, wo er seine Wärme abgibt und ist kein Schau-Kamin zum Ansehen der Flammen. Solch ein Kamin-Ofen kommt für mich nicht in Frage, weil er nur ein Zimmer heizt und die anderen Räume blieben dabei kalt. Diese mit einer Gas- oder Ölheizung auszustatten erscheint für mich ebenfalls finanziell unmöglich, abgesehen von den danach zusätzlich monatlich zu erwartenden Heizkosten. Aus meiner Sicht ist die Rauchentwicklung aus meinem Schornstein unerheblich. Nur ein neidischer Nachbar hat eine angebliche Rauch-belästigung angezeigt, siehe Schreiben vom LRA UH-Kreis. Als der Schornsteinfeger die Messung 041b061a72


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